
Aktuelle Informationen zur Renovation der Stiftskirche
22. Mai 2019
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14. Juni 2019Kürzlich gab es einen hohen und hochwillkommenen Besuch aus Stuttgart: Staatssekretärin Katrin Schütz besuchte die Stiftskirche – und überbrachte einen Förderbescheid von rund 130.000 Euro aus dem Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg. Pfarrer Michael Teipel freute sich über den „schönen Betrag“. Er, das Bauausschuss-Team und Nils Hücklekemkes vom Landesamt für Denkmalpflege ließen es sich bei der Gelegenheit natürlich nicht nehmen, der Staatssekretärin ausführlich von den Besonderheiten der Stiftskirche und dem Bauvorhaben zu berichten.
Mit dem Denkmalförderprogramm des Landes Historie erhalten
Einen Geldkoffer hatte die Staatssekretärin zwar nicht dabei – aber der Bewilligungsbescheid auf Papier reichte aus, um bei allen Anwesenden für strahlende Gesichter zu sorgen. Endlich ist man nun in der Phase angelangt, in der nun nach und nach Freigaben und Bewilligungen eintreffen – nach fast drei Jahren intensiver Vorbereitungszeit mit vielen Voruntersuchungen und Gutachten, Diskussionen und Planungen. Die Mittel, die Katrin Schütz symbolisch überbrachte, stammen aus dem Denkmalförderprogramm des Landes Baden-Württemberg. Mit diesem Programm im Gesamtvolumen von 5,3 Mio. Euro unterstützt das Land öffentliches und privates Engagement zum Erhalt von Kulturdenkmalen und zeigt Flagge beim Schutz der historischen und kulturellen Reichtümer des Landes.

Lob für das Engagement der Stiftskirchen-Gemeinde
Diese Unterstützung setzt allerdings voraus, dass der Eigentümer für sein Kulturdenkmal einsteht und sich selbst dafür starkmacht, es für die nächsten Generationen zu erhalten, erläuterte Staatssekretärin Schütz – und sprach an dieser Stelle ein großes Lob für das Engagement der Pfarrei aus. Schließlich sei eine solche Renovation ein absolutes Mammutprojekt. Pfarrer Michael Teipel gab das Lob gleich an den Bauausschuss weiter: „Ich habe ein wirklich ganz hervorragendes Team aus Fachplanern und ehrenamtlich engagierten Gemeindemitgliedern und Bürger an meiner Seite, das nicht nur sehr fleißig eine riesige To-do-Liste abarbeitet und umsichtig agiert, sondern bei dem man vor allem auch die Liebe zum Gebäude spürt.“
Mit Liebe und Umsicht, Knowhow und Engagement
Diese Liebe zur Stiftskirche war für Staatssekretärin Schütz bei dem Treffen deutlich wahrnehmbar. Aus dem Bauausschuss waren eigens die Stiftungsräte Markus Bähr und Dr. Georg Platz sowie der ehemalige Oberbürgermeister Wolfgang Gerstner zu dem Termin gekommen, seitens der Fachplaner die Architekten Matthias Stöhr vom Erzbischöflichen Bauamt und Thomas Halder vom Büro für Baukonstruktion Karlsruhe. Sie erläuterten mit viel Leidenschaft anhand von Plänen und Fotos die Schäden und die geplanten Renovationsarbeiten. Da die Summe aus dem Denkmalförderprogramm für die Sanierung des Turms gedacht ist, stand dieser im Mittelpunkt.
Herausragende Stellung der Kirche
Am Turm kann man wunderbar die Baugeschichte der Kirche von Romanik über Gotik bis zum Barock ablesen, erläuterte der neue Gebietsreferent für Bau- und Kunstdenkmalpflege Nils Hücklekemkesund betonte die herausgehobenen Stellung der Stiftskirche in Baden-Württemberg durch erstens ihre Lage im Ortszentrum vis-à-vis des Schlosses und auf antiken Thermen im Thermalwassergebiet gebaut, zweitens ihre Historie als Hauskirche der badischen Markgrafendynastie und 3. als ein Musterbeispiel der Architekturgeschichte.
60 m hoch, erst vor, dann in der Kirche
Während die Gruppe von der gegenüberliegenden Straßenseite aus mit zurückgelegten Köpfen den 60 m hohen Turm vom Sockel bis zur Spitze in Augenschein nahmen, gab Nils Hücklekemkes Einblicke in die Baugeschichte: In der romanischen Phase stand der Turm noch vor der Kirche, erst zu Zeiten der Stiftsgründung um 1453 wurde er in die Kirche „eingebaut“. Pfarrer Michael Teipel ergänzt noch Spannendes aus der Welt der Zahlenmystik: Die viereckige Basis des Turms verweist auf die vier Himmelsrichtungen und steht für die Welt. Achteckig weiter in die Höhe geführt, symbolisiert er die Vollendung – Jesus ist am 8. Tag auferstanden.

Selbst Petrus muss vom Sockel
Bis zu 20 Kubikmeter Stein müssen ausgetauscht werden, Risse müssen verschlossen werden, der Naturstein gereinigt – allerdings nicht mit einem Sandstrahler, da diese Verfahren nicht schonend genug ist. Auch Petrus, „der nur auf einem kleinen Dachreiter sitzt“, wird von seinem Sockel geholt werden müssen. Denn am sogenannten Kaiserstiel, an dem er befestigt ist, dringt Wasser ein. Zudem muss der Glockenstuhl aufgrund von Materialermüdung renoviert und die schadhaften Schallläden repariert werden.
Millimeterarbeit in den Gassen von Baden-Baden
Mit dem Turm wird die Renovation Anfang des nächsten Jahres ihren Start nehmen. Zuletzt war er in den Achtzigern restauriert worden. Thomas Halder erzählt, dass es Millimeterarbeit sei, den benötigten Hubsteiger durch die engen Gassen der Altstadt bis zum Kirchenvorplatz zu manövrieren. Eine weitere Herausforderung sei die Windlast und der Anspruch, bei der Befestigung des Gerüsts so wenig wie möglich den Stein zu beinträchtigen – weshalb Stahlträger durch den Glockenstuhl geführt werden, um das Gerüst auch innen zu befestigen. Für den Aufbau dieser Sonderkonstruktion müssen allein 8 Wochen veranschlagt werden. Man hofft, bis zum Jahresende mit den restauratorischen Arbeiten fertig zu sein. Die Arbeiten in der Kirche sollen dann nach Ostern 2020 aufgenommen werden.
Auf bald!
Die Bauausschussmitglieder hätten mühelos noch sehr viel länger weiter berichten und erzählen können, aber nach zwei Stunden war es dann an der Zeit für Katrin Schütz, zum nächsten Termin weiterzuziehen. Noch rasch ein Abstecher in die Kirche, um die Atmosphäre im Inneren zu erleben, aufbrechenden Putz und Risse in den Säulen ebenso wie die herausragenden Sehenswürdigkeiten zu begutachten. Sehr gerne komme sie nochmals wieder, versprach die sympathische Staatssekretärin zum Abschied. Die Stiftskirche und Baden-Baden lohnten immer einen Besuch.