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13. Juli 2018Wer vergangenen Montag oder Dienstag am Marktplatz von Baden-Baden vorbeiging, staunte nicht schlecht. Da hatte doch direkt vor der Stiftskirche ein 32-Tonnen-LKW mit Teleskop-Arbeitsbühne geparkt. Unentwegt im Einsatz, brachte der LT 610 seine Passagiere entlang des Turm in die Höhe – bis auf 61 m, auf „Augenhöhe“ mit der goldenen Petrus-Figur der Turmspitze. Dazu musste der Teleskop-Arm komplett ausgefahren werden, denn die maximale Höhe des LT 610 entspricht exakt der Höhe des Turms.
Turmcheck nach 33 Jahren

Petrus aus der Nähe.
Im Zuge der Vorarbeiten für die geplante Kirchenrenovierung haben Experten in der zweiten Juniwoche nun auch den Turm der Stiftskirche genauer unter die Lupe genommen. Die letzte Turmsanierung ist 33 Jahre her, ein reguläres „Wartungsintervall“ liegt bei einem solchen steinernen Monument zwischen 28-35 Jahren. Spätestens dann muss geprüft werden, ob Schäden vorliegen, die Passanten gefährlich werden könnten. Das „Timing“ passt also perfekt, um die Turmsanierung auf die To-do-Liste der ohnehin geplanten Kirchenrenovierung zu setzen.
„Ich muss den Stein befühlen“
Im ersten Schritt war der Turm bereits mit einer Drohne abgeflogen und mit Hilfe der Drohnenfotos Bildpläne des Turms erstellt worden. Mit Hilfe des Hubsteigers schauen sich Architekt Thomas Halder und Steinrestaurator Albert Kieferle nun den Turm Zentimeter für Zentimeter aus der Nähe an – und verzeichnen alle Auffälligkeiten in den Bildplänen. Diese erlauben dann eine konkrete Maßnahmenplanung und Kostenberechnung und sind auch für die Beantragung von Zuschüssen vorgeschrieben. „Ich muss den Stein befühlen und mit einem Eisen beklopfen, um seinen Zustand wirklich zu erfassen“, sagt der erfahrene Steinmetz. „Wenn ich Sand an den Fingern habe, weiß ich, die Kornbindung geht in die Knie. Und wenn es hohl klingt, dann ist die Anbindung an den Steinkern nicht mehr vorhanden.“
Aufgeschreckte Turmfalken, Schalen und kaputte Schallläden

Die wohl schönste Aussicht auf Baden-Baden hat die Turmspitze der Stiftskirche
Mit dem Zustand des mehrstöckigen Sandstein-Sockels, der noch aus romanischen Zeiten stammt, sind die Experten sehr zufrieden. Als sie sich dann dem oberen Teil nähern, flattern ihnen einige verschreckte Vögel um die Ohren. Es sind Turmfalken, die sich – neben einigen Schleiereulen – den Turm der Stiftskirche zum Domizil auserkoren haben. Im oberen jüngeren Teil des Turms, ebenfalls aus Sandstein, stellen die Restaurationsfachmänner einige Schäden fest. Am Stein macht Albert Kieferle Stellen aus, an denen sich der Stein ablöst, sogenannte Schalen. Außerdem finden sie unter anderem schadhafte hölzerne Gesimse, abgelöste Lötverbindungen und stellen fest, dass die Schallläden kaputt sind.
Akribisch wird alles genau vermessen und eingetragen. Doch ab und an halten die Experten auch einmal inne und genießen den sagenhaften Blick über Baden-Baden – aus luftiger Höhe und bei schönstem Petrus-Wetter.
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Den Bericht des Badischen Tagblatts finden Sie hier:

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