
Petrus – Heiliger Apostel mit der schönsten Aussicht über Baden-Baden
17. Juni 2020
Petrus unter den Menschen – Ausstellung in der Wagener Galerie
19. Juni 2020Die Wetterfahne der Stiftskirche wird restauriert
Am 4. Mai hieß es für Petrus: runter von der Kirchturmspitze und auf nach Stuttgart in die Werkstatt von Ariane Brückel. Wie ist es ihm dort ergangen? Wir haben mit der Metallrestauratorin gesprochen.
Frau Brückel, Petrus ist nun seit rund 6 Wochen in ihrem Atelier zu Gast. Ist Ihnen die Figur zwischenzeitlich ans Herz gewachsen?
Ja, so wie alle anderen Figuren und Objekte, die ich restauriere. Bei mir werden alle mit derselben Wertschätzung behandelt und bearbeitet. Besonders an ihm ist aber schon, dass es sich um eine Heiligenfigur handelt, die als Wetterfahne auf einer Turmspitze sitzt. Das kommt selten vor. Üblicherweise werden dafür Kreuze oder Hähne benutzt.
Sie selbst haben ihn in rund 60 m Höhe abmontiert. Wie haben Sie das bewerkstelligt?
Das war sehr spannend, ging aber auch recht leicht. Denn diese zweidimensionale Figur sitzt lediglich, mittels einer angebrachten schmalen Röhre, auf einem Stab. Nur so ist sie frei beweglich und kann sich als Wetterfahne im Wind drehen. Um die ungeheuren Windlasten dort oben auszugleichen, ist dieser Stab 1,20 m lang, bei einer Größe der Figur von 1,90 m.
Zur Demontage musste ich die Figur lediglich anheben und brauchte kein einziges Werkzeug, mit nur 22 Kilo ist sie ja auch sehr leicht. Das Heikle war, Petrus dann mit einem Seil von der Turmspitze bis zur Höhe der Traufe hinabzulassen. Von dort aus ging es dann bequem mit dem Gerüstaufzug nach unten.


In welchem Zustand haben Sie ihn vorgefunden?
Die Figur hatte deutliche Verwitterungsspuren und Verunreinigungen durch Vogelkot und an vielen Stellen war das Blattgold verwittert oder abgerieben oder nicht mehr vorhanden.
Welche Restaurierungsarbeiten haben Sie ausgeführt?
Petrus wurde entlackt und grundiert, dann mit Blattgold vergoldet. Noch wenige Handgriffe, dann ist die Arbeit abgeschlossen.
Die Figur hatte deutliche Verwitterungsspuren und Verunreinigungen durch Vogelkot und an vielen Stellen war das Blattgold verwittert oder abgerieben oder nicht mehr vorhanden.
Welche Restaurierungsarbeiten haben Sie ausgeführt?
Petrus wurde entlackt und grundiert, dann mit Blattgold vergoldet. Noch wenige Handgriffe, dann ist die Arbeit abgeschlossen.
Wie wird eine solche Vergoldung ausgeführt?
Blattgold ist üblicherweise einzeln in Seidenpapierheftchen eingelegt. Diese 8 auf 8 cm großen Blättchen schüttelt oder pustet man vorsichtig aus den Heftchen einzeln heraus und legt sie auf ein Vergolderkissen aus Leder. Dabei darf natürlich kein Luftzug in der Werkstatt sein, sonst wirbeln Ihnen die Blättchen in der Luft herum. Dann werden sie in der benötigten Form geschnitten.
Aufgetragen auf die Figur werden die Blättchen mit einem Pinsel, der sie rein über elektrostatische Aufladung aufnimmt. Um den Pinsel aufzuladen muss ich mir damit immer wieder über den Arm oder das Gesicht streichen. Damit das Gold am Objekt anhaftet, wird das Objekt mit einem Anlege-Öl beschichtet, das 12 Stunden Trocknungszeit benötigt. Das heißt, abends um 18 Uhr lege ich das Öl an und am nächsten Morgen bin ich um 6 Uhr wieder in der Werkstatt, um das Blattgold anzulegen.
Blattgold ist üblicherweise einzeln in Seidenpapierheftchen eingelegt. Diese 8 auf 8 cm großen Blättchen schüttelt oder pustet man vorsichtig aus den Heftchen einzeln heraus und legt sie auf ein Vergolderkissen aus Leder. Dabei darf natürlich kein Luftzug in der Werkstatt sein, sonst wirbeln Ihnen die Blättchen in der Luft herum. Dann werden sie in der benötigten Form geschnitten.
Aufgetragen auf die Figur werden die Blättchen mit einem Pinsel, der sie rein über elektrostatische Aufladung aufnimmt. Um den Pinsel aufzuladen muss ich mir damit immer wieder über den Arm oder das Gesicht streichen. Damit das Gold am Objekt anhaftet, wird das Objekt mit einem Anlege-Öl beschichtet, das 12 Stunden Trocknungszeit benötigt. Das heißt, abends um 18 Uhr lege ich das Öl an und am nächsten Morgen bin ich um 6 Uhr wieder in der Werkstatt, um das Blattgold anzulegen.


Hätte es für die Restauration nicht auch gereicht, nur gelbe Farbe aufzutragen?
Auf gar keinen Fall. Diesen Effekt, der Glanz, die Reflektionen, das Spiel mit der Sonne, das erzielen sie nur mit einer Goldschicht. Eine Vergoldung ist ja immer auf Fernwirkung angelegt. Natürlich würde hier der Denkmalschutz auch sein Veto einlegen, wenn wir dieser historischen Figur nicht ihren belegbaren Zustand zurückgeben würden. Außerdem sind die Materialkosten bei Blattgold überschaubar, es ist ja extrem dünn, lediglich 0,000125 mm.
Eine Schicht gelbe Farbe tragen wir allerdings tatsächlich auf – und zwar unter dem Blattgold, damit man die Fehlstellen – winzigste Risse oder Löchlein im Gold – nicht sieht, die bei einer Vergoldung schlicht nicht zu vermeiden sind.
In der Kugel, auf der Petrus steht, war auch eine Zeitkapsel versteckt ... ?
Ja, das hatten wir auch so vermutet, da es üblich ist, bei Renovationsarbeiten eine Zeitkapsel zu hinterlegen. Als wir dann zunächst keine fanden, waren wir enttäuscht. Doch bei der Reinigung der Kugel kam die Aufschrift „Hier öffnen“ ans Licht – und hinter einer Öffnung verbarg sich gut befestigt die Zeitkapsel.
Unüblicherweise befand in dieser allerdings lediglich eine Urkunde, keine sonstigen Beigaben wie Münzen aus der Zeit, Informationen zu Lebensmittelpreisen oder ähnliches. Die Urkunde stammt von 1912 und listet alle am Bau Beteiligten auf, sogar inklusive der Lehrlinge – erstaunlicherweise ist auch ein Friseur genannt. Ohnehin habe ich noch nie so viele Inschriften auf einer Turmspitze gesehen.
Ob die Renovation von 1893, 1912 oder 1955: Der Bezug der Menschen zur Stiftskirche Baden-Baden, ob Handwerker, Bürgermeister oder Stadtplaner, scheint immer sehr innig gewesen zu sein.
Ja, das hatten wir auch so vermutet, da es üblich ist, bei Renovationsarbeiten eine Zeitkapsel zu hinterlegen. Als wir dann zunächst keine fanden, waren wir enttäuscht. Doch bei der Reinigung der Kugel kam die Aufschrift „Hier öffnen“ ans Licht – und hinter einer Öffnung verbarg sich gut befestigt die Zeitkapsel.
Unüblicherweise befand in dieser allerdings lediglich eine Urkunde, keine sonstigen Beigaben wie Münzen aus der Zeit, Informationen zu Lebensmittelpreisen oder ähnliches. Die Urkunde stammt von 1912 und listet alle am Bau Beteiligten auf, sogar inklusive der Lehrlinge – erstaunlicherweise ist auch ein Friseur genannt. Ohnehin habe ich noch nie so viele Inschriften auf einer Turmspitze gesehen.
Ob die Renovation von 1893, 1912 oder 1955: Der Bezug der Menschen zur Stiftskirche Baden-Baden, ob Handwerker, Bürgermeister oder Stadtplaner, scheint immer sehr innig gewesen zu sein.

Der frisch renovierte Petrus wird am 18.06. wieder nach Baden-Baden zurückkehren. Von Freitag 19.06. an wird er für ca. 4 Wochen im Kaufhaus Wagener Galerie ausgestellt werden, damit ihn alle Interessierten einmal aus der Nähe betrachten können.