
Kunstausstellung „Licht und Quell“- Dieter Krieg in der Stiftskirche
6. Juli 2020
Begleitprogramm zur Ausstellung „Licht und Quell“
14. Juli 2020Ausstellungseröffnung mit Werken von Dieter Krieg in der Stiftskirche
Es war bereits das dritte Mal, dass sich das Museum Frieder Burda und die Stiftskirche Baden-Baden zusammengefunden haben, um gemeinsam eine Kunstausstellung zu realisieren. Diesmal ist der Rahmen ein ganz besonderer: Die Ausstellung „Licht und Quell“ mit Werken von Dieter Krieg findet in der leergeräumten Kirche statt. Wie sich das Kunsterlebnis mit einer ungewöhnlichen Raumerfahrung verbindet, konnte ein Kreis geladener Gäste aus Renovationspaten, Gemeindemitgliedern und Kunstfreunden bei einem Preview am Freitag 10. Juli bereits erleben.
Moderne Kunst im Dialog mit dem leeren Kirchenraum
Ohne die Bänke, die eine vertikale Blickachse in den Chor bilden, kommt erstmals der quadratische Grundriss des Kirchenschiffs zur Geltung. Viele Besucher waren zudem darüber erstaunt, wie gut sich die moderne Kunst von Krieg in die Kirche einpasst. Besonders das Plexiglaskunstwerk „Quell“ in einem mehrere Meter langem Schmalformat scheint unter der Orgelempore einen perfekten Platz gefunden zu haben. Klaus Gerrit Friese, Vorstand der Stiftung Dieter Krieg, lobte in seiner Rede euphorisch die Ausstellung: „Ich finde es großartig hier!“ Er zeigte sich begeistert darüber, wie klein die großformatigen Bilder im gotischen Kirchenschiff wirkten, wie sie in einen Dialog mit dem sakralen Raum träten und dem Besucher als Bildgegenstände quasi entgegenkämen.
Ein Kreis aus 3 Steiff-Bären in der Taufkapelle
Besonders freue es ihn, meinte Friese, dass Kriegs drei „Bären“ in die Ausstellung aufgenommen wurden. Dieter Krieg hatte sie als Gemeinschaftsarbeit mit einigen seiner Studenten entwickelt und von der Firma Steiff produzieren lassen.
Einen Kreis bildend repräsentierten sie eine endlose Meditation über Liebe, Freundschaft und Gemeinsamkeit und verkörperten zudem den Zauber der Kindheit.

Intellektualität in Symbiose mit Banalität
Dieter Krieg zählt zu den bedeutenden deutschen Malern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und war Teilnehmer der Biennale Venedig 1978. In den 1970er Jahren lebte in Baden-Baden und ließ sich von der Stadt vielfältig inspirieren. Die mehrteilige Arbeit „Fettquell“ gehört zu einer Reihe von Gemälden, mit denen er sich mit den Besonderheiten der Kurstadt befasste – mit ironischen Brechungen. Sie entstand damals in enger Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Baden-Baden. Dieter Krieg verbindet Anspruchsvolles mit schlichter Einfachheit, Intellektualität mit Banalität. Dabei eröffnen die riesigen Buchstaben-Bilder des Werks „Fettquell“ vielfältige Assoziationen – die beiden schwarzen Ts des Wortes FETT erinnern im kirchlichen Kontext zwangsläufig an ein Kruzifix.
Die unmittelbare expressive Energie im Werk von Dieter Krieg
Die Werke Fettquell, Bären und 4-Watt-Lampen wurden von der Stiftung Dieter Krieg zur Verfügung gestellt. Das Museum Frieder Burda hat die Ausstellung kuratiert. Wie Kuratorin Judith Irrgang ausführte, mochte Frieder Burda die „unmittelbare expressive Energie“ im Werk von Dieter Krieg und erwarb einige Werke für seine Sammlung.

Ein besonderes Kirchenraum-Kunst-Erlebnis vor der Renovation
Auch Pfarrer Michael Teipel zeigte sich hocherfreut, mit dieser Ausstellung ein besonderes Kirchenraum-Kunst-Erlebnis zu bieten, bevor die Stiftskirche zwecks Renovation für eine gute Weile geschlossen sein wird. Ein besonderes Erlebnis war für ihn, erzählte er, dass er bei der Installation des Werks „4-Watt-Lampen“ selbst Hand anlegen durfte. Es besteht aus ca. 50 aus Gummi gegossenen Röhren, deren Aufschichtung nach Belieben neu variiert werden darf. Direkt auf dem Boden angebracht, verbindet sich dieses „Lichtwerk“ mit den Quellwasserströmen, die unter der Kirche hindurch fließen.
Vielfältige theologische Bezüge
Pfarrer Teipel verwies auch auf vielfältige theologische Bezüge: Für das Christentum bringt Jesus Christus das Wasser des Lebens – es wird im Kirchenraum durch das Tauf- und Weihwasser oder durch das Vorlesen aus der Heiligen Schrift als Quelle der Weisheit erfahrbar. Auch Fett – in seiner flüssigen Form als Öl – nimmt eine besondere Stellung im Verhältnis von Gott und Menschen ein. Wurden in der Bibel Könige gesalbt, so sind es heute Täuflinge, die durch das Chrisamöl gesalbt werden zu „König, Priester und Prophet“.
Einzig die Bären kommen in der Bibel zumeist nicht gut weg und werden als reißende Tiere dargestellt. Eine Ausnahme bildete das Buch Jesaja, in dessen Beschreibung des Paradieses Bären als friedliche Gesellen vorkommen – ganz ähnlich wie bei Dieter Krieg.
Die Ausstellung ist täglich geöffnet vom 10.07.-09.08.2020.
Das Begleitprogramm sieht mehrmals wöchentlich Veranstaltungen mit theologischen Impulsen und Konzerten vor.